Der Straßburger Weihnachtsmarkt – einer der ältesten Weihnachtsmärkte Europas und der älteste in Frankreich ist eine echte Institution. Zum 450. Mal findet er heuer statt und erwartet bis zum 30. Dezember rund zwei Millionen Besucher aus der ganzen Welt. Am Eröffnungswochenende stattete ich dem „Christkindelsmärik“ in der Weihnachtshauptstadt Straßburg einen Besuch ab.
Vom Hauptbahnhof aus ist der Weihnachtsmarkt im historischen Stadtzentrum, das komplett von dem Fluss Ill umschlossen wird, zu Fuß in gut einer Viertelstunde erreichbar. Wobei man hinzufügen sollte – der erste Markt. Denn Straßburg schmückt sich nicht nur mit einem großen, sondern mehreren kleinen Weihnachtsmärkten. Mehr als 300 Holzhütten stehen in der Innenstadt verstreut – rund um das Münster und an zwölf weiteren Orten.
Meinen ersten Halt lege ich auf der Place Gutenberg ein, wo jedes Jahr ein anderes Gastland sein Weihnachtsdorf aufbauen darf. In diesem Jahr lockt der Libanon, genauer die christliche Stadt Byblos, die auch als Tourismus-Destination Eigenwerbung betreibt.
Ob Gewürze, handgefertigte Seife aus Olivenöl, libanesische Glücksbringer Kunsthandwerk aus dem Nahen Osten oder heißer Arak – rund um den blau leuchtenden Baum in der Mitte des Platzes hat der Orient in Straßburg eine vorübergehende Heimat gefunden.
Die Rue Mercière führt dann geradewegs zum Weihnachtsmarkt auf dem Münsterplatz, wo Zeit für den ersten Glühwein ist. Der duftet hier in Straßburg besonders aromatisch, da er mit Gewürzen wie Sternanis, Zimt, Nelke und frischen Orangen verfeinert wird und bei frischen sechs Grad die Seele wärmt. Kein Vergleich zum industriell hergestellten Glühwein, den man in Deutschland angeboten bekommt. Doch hier im Elsass wird kein Fertigprodukt ausgeschenkt, schließlich befinden wir uns in einer bekannten Weinbauregion. Die Basis des Glühweins bildet stets ein ordentlicher Rotwein. Wer mit Glühwein nichts anfangen kann, für den bieten die lokalen Brauereien eine Alternative an – Glühbier.
Neben Rotwein-Glühwein steht auch die weiße Variante zum Verkauf. Ein Viertelliter kostet mich 3 Euro plus einen Euro Pfand. Dafür darf man dann auch die hübschen Plastikbecher mit der Aufschrift „Strasbourg – Capitale de Noel“ als Souvenir mit nach Hause nehmen. Für Kinder wird heißer, ebenfalls mit weihnachtlichen Gewürzen aufgemotzter Orangen- oder Apfelsaft serviert. Wer für seine Liebsten ein kleines Geschenk kaufen will, findet auf dem Platz vor der Kathedrale Elsässer Keramik und Holzarbeiten lokaler Kunsthandwerker.
Auf dem “Christkindlesmärik” auf dem Place Broglie, der bis 1992 der einzige Weihnachtsmarkt in Straßburg war, kann man sich nach Herzenslust mit Weihnachtsdeko für die eigenen vier Wände eindecken – Unmengen an Krippenfiguren, Weihnachtskugeln in zahlreichen Farben, Bänder, Lichterketten und vieles mehr stapeln sich in den Buden. Wer für seine Liebsten ein kleines Geschenk kaufen will, findet beim Spaziergang durch die Allee Lederwaren, Schmuck, Lampen, Elsässer Keramik, Spielsachen und Produkte aus Holz lokaler Kunsthandwerker.
Kulinarisch ist ein Besuch des Straßburger Weihnachtsmarkt wahrlich nichts für Kalorienmuffel. In riesigen Pfannen und Töpfen dampfen Bratwürste und Sauerkraut vor sich hin, reichhaltig belegte und mit Käse überbackene Baguettes sehen zum Anbeißen aus. Ich gönne mir einen Teller Munstiflette, eine Elsässer Variante des Kartoffelauflaufs mit dem berühmten Munster-Weichkäse. Und auch Naschkatzen kommen voll auf ihre Kosten. Angefangen von süßen Waffeln und Crêpes über Lebkuchen und Christstollen hin zu den berühmten Bredele, den typisch elsässischen Weihnachtsplätzchen – man möchte am liebsten alles einmal probieren.
Schließlich besuche ich noch den mehr als 30 Meter hohen Weihnachtsbaum auf dem Place Kléber, der jeden Abend um 17 Uhr zum Leuchten gebracht wird und dabei seine volle Pracht entfaltet.
Wer ein Erinnerungsfoto schießen möchte, ist hier genau richtig. Im „Dorf der Solidarität“ (Village du Partage), das rund um den Baum aufgebaut wurde, verkaufen Ehrenamtliche in den Ständen Glühwein und von Sterneköchen zubereitete Suppe. Die gesamten Einnahmen kommen einem guten Zweck zugute. Übrigens: Der Glühwein ist hier mit 2 statt 3 Euro am günstigsten.
Wer sich sportlich betätigen mag, kann anschließend auf der 50 Meter langen und 12,5 Meter breiten Eisfläche auf dem Kleber-Platz seine Runden drehen (5 Euro pro Person).
In der Adventszeit hüllt sich Straßburg in sein schönstes Gewand.
Glanz und Magie zeigen sich vor allem bei Einbruch der Dunkelheit, wenn die fantasievolle Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen, Gassen und auf Plätzen vorweihnachtliche Stimmung verbreitet.
Für große Augen bei Groß und Klein sorgen auch die festlich mit Plüschteddys, Nikolausfiguren, Girlanden, Geschenkpäckchen und Lichterketten dekorierten Häuserfassaden.
Wer das Gedränge der Einheimischen und Touristen am Wochenende vermeiden will, sollte den Weihnachtsmarkt in Straßburg nach Möglichkeit unter der Woche besuchen.
Neben den verschiedenen Weihnachtsmärkten stehen bis zum 30. Dezember außerdem Konzerte, Ausstellungen und Vorstellungen auf dem Programm. Eine lebende Krippe ist im Hof des Palais Rohan zu bewundern.
Aufgrund des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr sind die Sicherheitsvorkehrungen heuer stark erhöht worden. So musste ich bei der Überquerung der Brücke, die die Innenstadt vom Bahnhofsviertel trennt, das erste Mal meine Jacke und meinen Rucksack öffnen, um die Sicherheitsschleuse zu passieren.
Um Warteschlangen zu vermeiden, sind mehrere Korridore eingerichtet worden – für Menschen mit und ohne Taschen. Der gesamte Innenstadtbereich wird von Polizei und Armee geschützt, mehr als 400 Überwachungskameras liefern Bilder. Man muss jederzeit mit Kontrollen rechnen.
Wichtige Fakten rund um den Straßburger Weihnachtsmarkt:
Der Weihnachtsmarkt ist ab dem 23. November jeden Tag von 11 bis 20 Uhr geöffnet, freitags bis 21 Uhr und samstags bis 22 Uhr. An Heiligabend bis 18 Uhr und am 25. Dezember ist der Markt geschlossen. Vom 26. Dezember bis 30. Dezember sind nur die Hütten und Stände am Münsterplatz, Place du Château, Place de la Grande Boucherie, Place du Marché-aux-poissons, rue du Palais Rohan und vor dem Palais Rohan geöffnet.
Die verschiedenen Weihnachtsmärkte:
- Place Broglie: Christkindelsmärik
- Place d’Austerlitz: Markt der Weihnachtsgenüsse
- Place de la Cathédrale : Weihnachtsmarkt am Straßburger Münster
- Themen-Weihnachtsmärkte: Markt der Kleinhersteller aus dem Elsass, place des meuniers
- Händlerverbund Carré d’Or, place du Temple-Neuf
- Kontor der Heiligen Drei Könige, place Benjamin-Zix
- Place de la Gare (Bahnhofsplatz): Markt des Kunsthandwerks und der regionalen Spezialitäten,
- Place Kléber: Das Dorf des Teilens
- Place Gutenberg: Markt des Gastlandes Libanon
- Kinder-Weihnacht: Auch Kinder kommen beim Straßburger Weihnachtsmarkt auf ihre Kosten. Für sie wurde extra ein eigener kleines Weihnachtsmarkt auf der Place St. Thomas errichtet. Hier können sie nach Herzenslust spielen, basteln, Karussell fahren oder Theaterstücke ansehen.
Anfahrt:
Mit der Bahn: Der Straßburger Hauptbahnhof ist rund 15 Minuten vom Weihnachtsmarkt auf der Place Kléber entfernt.
Mit dem Flugzeug: Der internationale Flughafen Straßburg-Entzheim ist zehn Kilometer via Autobahn von der Innenstadt entfernt.
Parkplatz, Straßenbahn: Die Innenstadt ist während des Weihnachtsmarkts nur für Fußgänger reserviert. Wer eine Anreise mit dem Auto plant, sollte außerhalb der Stadt parken und mit der Straßenbahn ins Zentrum fahren.
Wetter: Ziehen Sie sich warm an: Im Dezember liegt die Durchschnittstemperatur untertags in Straßburg zwischen 0 und 10 Grad, abends zwischen 0 und 5 Grad.
Sicherheit: Von 19 Brücken, die ins Zentrum führen, sind nur 16 geöffnet. Vor Zutritt zur Altstadt werden Besucher und Taschen kontrolliert. Zudem sind zur Überwachung rund 400 Kameras installiert.