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Der, die oder das Chanson? Die Geschlechter-Frage bei Fremdwörtern

Geschlecht - männlich oder weiblich

Die deutsche Sprache ist von französischen und lateinischen Wörtern geprägt. Doch welches Prinzip ist bei der Genuszuweisung von Fremdwörtern aus dem Französischen ausschlaggebend? Der “Frankreich Fan” nimmt sich der Geschlechter-Frage an, die nicht nur ein gesellschaftliches Thema ist, sondern im Sprachalltag nicht selten zu Verwirrung führt. Heißt es nun z. B. der, die oder das Chanson und der oder die Place de la République?

Wer jetzt eine feste Regel oder Gebrauchsanweisung für die Genuszuweisung bei Fremdwörtern erwartet hat, muss leider enttäuscht werden. Im Allgemeinen ist es so – und das habe ich mir auch von der Duden-Sprachberatung bestätigen lassen – dass bei Wörtern, die aus anderen Sprachen ins Deutsche eingeflossen sind, das Fremdwort den Artikel erhält, den die deutsche Entsprechung oder ein sinnverwandtes Wort hätte (Übersetzungsprinzip). Bei “chanson” wäre es das chanson, da es das Lied heißt (Dieser Regel zufolge müsste dann aber auch der chanson richtig sein, da es ja auch den Gesang gibt – diese Variante hat sich aber wohl nicht durchgesetzt). Doch der Duden kennt “chanson” auch in Kombination mit dem femininen Geschlecht – die Chanson. Damit bezeichnet die Musikwissenschaft allerdings mittelalterliche und frühneuzeitliche Chansons im Gegensatz zum modernen Genre des Chansons.

“Le Souvenir” erhält den sächlichen Genus, da es auf das Souvenir zurückzuführen ist. Die Partei des amtierenden Präsidenten Frankreichs wird eingedeutscht als die Parti Socialiste bezeichnet. Im Buch “Frankreich verstehen” von Ernst Ulrich Große und Heinz-Helmut Lüger vertritt man eine andere Auffassung. Dort ist die Rede von der Parti Socialiste (le parti im Französischen).

Der “Zwiebelfisch” plädiert bei Genuszuweisung für Übersetzungsprinzip

Neben dem Übersetzungsprinzip spielt nämlich auch noch das Ursprungsprinzip eine Rolle. Ein Substantiv erhält das gleiche Geschlecht wie in der Sprache, aus der es übernommen wurde. So hieße es dann beispielsweise die Place de la République (wie la place auf Französisch). Auf diese feminine Variante bin ich bei einer Durchsicht von Paris-Reiseführern am häufigsten gestoßen. Aber der Place de la République (wie der Platz im Deutschen) gemäß Übersetzungsprinzip wäre selbstverständlich auch richtig. Dafür plädiert jedenfalls Bastian Sick in seiner Zwiebelfisch-Kolumne auf Spiegel Online, denn es sei schließlich nicht jeder des Französischen mächtig und könne nach dem Geschlecht forschen, das ihm die Landessprache zuweist (Er räumt allerdings ein, dass er als Romanist auch lange dem Ursprungsprinzip angehangen hatte). Woher soll ein nicht französisch parlierender Sprachteilnehmer denn wissen, dass “place” z. B. den weiblichen Artikel verlangt. Also: “der Gare du Nord”, “der Place de la République”, “der Tour Maine-Montparnasse”.

Last but not least: Fremdwörter mit derselben Endung haben im Deutschen oft das gleiche Geschlecht. Wörter auf -age beispielsweise haben ein feminines Geschlecht: die Garage, die Kartonage, die Jumelage, die Mirage (franz. Jagdflugzeug) etc.

Klaus Mackowiak empfiehlt in Bezug auf bei Fremdwörtern immer wieder auftauchende Genusschwankungen: “Manchmal braucht es seine Zeit, bis sich ein bestimmter Gebrauch durchsetzt. Bis dahin können zwei Genera für ein Wort im Umlauf sein, und es bleibt einem nichts anderes übrig, als in einem Wörterbuch nachzuschlagen.”

Hallo, ich heiße Martin Stäbe und arbeite im Online-Marketing. Meine Leidenschaft gehört seit meiner Jugend Frankreich. Ich liebe den Klang der französischen Sprache, Wortspiele, französische Patisserie & mehr. Auf diesem Blog möchte ich meine Erfahrungen mit diesem wunderbaren Land mit anderen Frankophilen teilen. Bonne lecture! :)

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